Als kleiner Verein ohne grosses Budget muss man sich etwas einfallen lassen, um nach dem Aufstieg in der NLB bestehen zu können. Wir haben also die Ärmel hochgekrempelt und mit Unterstützung von verschiedener Seite das Projekt "NLB" in Angriff genommen. Wie die bisherigen Ergebnisse zeigen, können wir als kleiner Landverein den grossen Klubs in den Städten durchaus Paroli bieten. Diese Herausforderung nehmen wir dank der Unterstützung unserer Sponsoren gerne an. Der Ligaerhalt konnte in der ersten Saison mit einem 3. Rang locker gesichert werden. Die Saison 2022 ist nun wohl die Saison der Bewährung.
Der Glarner Mannschaftsleiter Martin Dürst musste für das Auswärtsspiel gegen das starke Tribschen Luzern tief in die Trickkiste greifen, um überhaupt mit 8 Spielen antreten zu können. Nach einer Serie von Absagen erklärten sich gleich zwei Neulinge bereit, ihre erste NLB-Partie überhaupt zu spielen. Absagen erteilten die Spieler Nr. 3 und 4 sowie 6 bis 8 auf der Glarner Spielerliste. Entsprechend mit wenig Hoffnung auf einen Mannschaftspunkt reisten die Glarner an den Vierwaldstättersee. Und wie erwartet trat Tribschen mit der absoluten Bestaufstellung an, hatten sie doch noch von der letzten Saison eine Rechnung mit den Glarnern offen. So kam es, dass Glarus an allen 8 Brettern Führungszahl-mässig schwächer besetzt war als Luzern. Im Durchschnitt lag die Differenz bei über 200 Punkten....
Schon relativ früh erzielte Mannschaftsleiter Martin Dürst am 4. Brett gegen einen deutlich stärker eingestuften Gegner ein Unentschieden. Dass dieses Unentschieden noch so wichtig werden sollte, konnte zu diesem Zeitpunkt niemand abschätzen. Nach über 3 Stunden Spielzeit musste sich am 6. Brett Jan Selinga als erster Glarner geschlagen geben. Postwendend glich aber Guido Neuberger am 3. Brett aus. Rolf Danz, der am Brett 8 gegen einen um über 500 Punkte stärker eingestuften Gegner spielte, streckte nach langem Widerstand nach knapp 4 Stunden Spielzeit die Waffen. Doch innert wenigen Minuten drehten die Glarner an den beiden Spitzenbrettern die Partie. Dmitry Atlas und Ufuk Tuncer konnten ihre Partien gegen die beiden Luzerner FIDE-Meister siegreich gestalten und die Glarner erstmals in Führung bringen. Und Volker Horn, nebst Rolf Danz der zweite "Novize", schaffte es tatsächlich, am 8. Brett seine Stellung ausgeglichen zu halten und den Glarner Mannschaftspunkt zu sichern. Schade war sicherlich, dass Oswald Bürgi am 6. Brett seine aussichtsreiche Stellung noch vergab und so den Luzernern das Unentschieden als Team zugestehen musste.
Glarus 1 hat nun gegen die beiden nominell stärker eingestuften Teams von Bodan und Tribschen 3 Punkte erzielt und grüsst völlig überraschend hinter dem Aufstiegsfavoriten Mendrisio an 2. Stelle in der Zwischenrangliste.
Tribschen 1 - Glarus 1 4 : 4
FM Davide Arcuti (2386) - FM Ufuk Tuncer (2354) 0:1
FM Kevin Cremer (2310) - FM Dmitry Atlas (2256) 0:1
Markus Räber (2278) - Guido Neuberger (2223) 0:1
Jürgen Strauss (2233) - Martin Dürst (1998) remis
Lukas Schwander (2261) - Oswald Bürgi (2065) 1:0
Daniel Lustenberger (2216) - Jan Selinga (1996) 1:0
Nicolas Küng (2132) - Volker Horn (1783) remis
Lubomir Kovac (2180) - Rolf Danz (1656) 1:0
Tabelle nach 2 Runden:
1. Mendrisio 4/10
2. Glarus 3/9
3. Wollishofen 2/9
4. Lenzburg und Olten 2/8
6. Winterthur und Gligoric 2/7.5
8. Tribschen 1/7.5
9. Bodan 1/7
10. St. Gallen 1/6.5
Die nächsten Runden:
Die stärksten Spieler in der NLB-Ostgruppe:
Schlussrangliste NLB Ost
1. Nimzowitsch Zürich 1 16/44 (3 : 5-Niederlage)
2. Mendrisio 14/42.5 (3.5 : 4.5-Niederlage)
3. Glarus 1 10/39
4. Tribschen 1 8/29 (6 : 2-Sieg)
5. Winterthur 2 6/27 (4 : 4-Unentschieden)
6. Gligoric Zürich 1 5/27 (8 : 0-Sieg)
7. St. Gallen 1 5/24 (5.5 : 2.5-Sieg)
8. Wollishofen Zürich 2 4/28 ( 4 : 4-Unentschieden)
9. Réti Zürich 2 3/27.5 (5 : 3-Sieg)
Statistiken
Insgesamt haben die Glarner Spieler 28 Partien gewonnen, 22 mal Unentschieden gespielt und lediglich 14 Partien verloren, d.h. es wurden doppelt so viele Partien gewonnen wie verloren. Die eingesetzten Spieler haben folgende Punkte beigetragen:
FM Ufuk Tuncer: 6 Punkte aus 8 Partien
FM Dmitry Atlas: 5 Punkte aus 7 Partien
IM Fabian Bänziger: 4.5 Punkte aus 6 Partien
Dario Bischofberger: 4 Punkte aus 5 Partien
Guido Neuberger: 4 Punkte aus 7 Partien
FM Niko Pogan: 3.5 Punkte aus 7 Partien
Oswald Bürgi: 3 Punkte aus 5 Partien
Fabian Ferster: 3 Punkte aus 5 Partien
Martin Dürst: 2.5 Punkte aus 7 Partien
Laszlo Horvath: 1 Punkt aus 1 Partie
Christian Binggeli: 1 Punkt aus 1 Partie
Olga Kurapova: 1 Punkt aus 4 Partien
Jan Selinga: 0.5 Punkte aus 1 Partie
Verteilt nach Brettern war die Ausbeute vor allem an den Spitzenbrettern sehr hoch (jeweils 8 Partien):
Brett 1: 6 Punkte (4 Siege, 4 Remis)
Brett 2: 6 Punkte (4 Siege, 4 Remis)
Brett 3: 4.5 Punkte (3 Siege, 3 Remis, 2 Niederlagen)
Brett 4: 5 Punkte (3 Siege, 4 Remis, 1 Niederlage)
Brett 5: 5.5 Punkte (4 Siege, 3 Remis, 1 Niederlage)
Brett 6: 4 Punkte (3 Siege, 2 Remis, 3 Niederlagen)
Brett 7: 5 Punkte (4 Siege, 2 Remis, 2 Niederlagen)
Brett 8: 3 Punkte (3 Siege, 5 Niederlagen)
Die beiden Spitzenbretter sind ohne Niederlage durchgekommen, obschon sie gegen 2 Grossmeister (Godena, Luther), 3 internationale Meister (Florescu, Aranovitch, Novkovic) und 2 FIDE-Meister (Aeschbach, Bichsel) antreten mussten. Ein Highlight war sicherlich der Sieg von Fabian Bänziger gegen GM Godena.
Glarus trat jeweils mit einem FZ-Durchschnitt zwischen 2120 (1. Runde gegen Tribschen) und 2216 (Runden 6 und 7 gegen Gligoric und Réti) an. Die Gegnerwertungen lagen zwischen 2092 (Réti) und 2312 (Mendrisio). 4 Mal trat Glarus mit einer stärkeren Mannschaft an (2 Siege, 1 Remis, 1 Niederlage gegen Aufsteiger Nimzowitsch), 3 Mal waren die Gegner stärker besetzt (1 Sieg, 1 Remis, 1 Niederlage). Dazu kommt der Forfait-Sieg gegen Gligoric, wo Glarus sicherlich Favorit gewesen wäre.