Als kleiner Verein ohne grosses Budget muss man sich etwas einfallen lassen, um nach dem Aufstieg in der NLB bestehen zu können. Wir haben also die Ärmel hochgekrempelt und mit Unterstützung von verschiedener Seite das Projekt "NLB" in Angriff genommen. Wie die bisherigen Ergebnisse zeigen, können wir als kleiner Landverein den grossen Klubs in den Städten durchaus Paroli bieten. Diese Herausforderung nehmen wir dank der Unterstützung unserer Sponsoren gerne an. Der Ligaerhalt konnte in der ersten Saison mit einem 3. Rang locker gesichert werden. In der Saison 2022 konnte mit dem 2. Rang sogar noch eine bessere Platzierung erzielt werden. Mal sehen, was die Saison 2023 bringt.
Die Glarner Premiere hätte nicht besser laufen können. Der erstmals aus Glarus live auf der weltweiten Schachplattform lichess.org übertragene Wettkampf konnte siegreich gestaltet werden. Beide Vereine traten so ziemlich mit den besten Spielern in ihren Reihen an. Gemäss Papierformel waren die Mannschaften extrem ausgeglichen besetzt, was einen spannenden Wettkampf erwarten liess. Die grössten stärkenmässigen Differenzen waren an den beiden Spitzenbrettern zu verzeichnen, weil Tribschen ihre Nr. 1 mit den weissen Steinen am Brett 2 antreten liess. Die Glarner hatten dies so antizipiert und waren somit bereit. Doch zuerst ging am Brett 8 die Post ab. Philipp Lins wagte früh ein Figurenopfer und sein Gegner griff in einer komplizierten Stellung fehlt. Bereits nach 2 1/4 Stunden Spielzeit gingen die Glarner in Führung. Markus Räber, als ehemaliger Tribschen-Spieler besonderes motiviert, doppelte kurz darauf am Brett 5 nach. Aufgrund des beruhigenden 2:0-Vorsprung akzeptierte Dmitry Atlas am Brett 3 ein Remisangebot seines Gegners trotz einer leicht besseren Stellung. Dieses mannschaftstaktische Verhalten sollte sich bezahlt machen. Den Syang Zhou gelang es am Brett 2 gegen den Schweizer Nationalspieler Arcuti ein Remis durch ewiges Schach zu erzwingen. Dies war bereits sein zweites Remis in einem Spitzenkampf gegen einen Internationalen Meister in dieser Saison. Mit diesem 3:1-Vorsprung im Rücken spielte Ufuk Tuncer am Brett 1 seinen Gegner immer mehr an die Wand und konnte sehenswert die Partie zur 4:1-Führung für Glarus verwerten. Somit fehlte noch ein Unentschieden für den angestrebten Mannschaftserfolg. Leider musste sich Laszlo Horvath gegen seinen stärker eingestuften Gegner geschlagen geben, womit die Luzerner auf 4:2 verkürzen konnten. Ein Drama spielte sich am 7. Brett ab. In komplizierter Stellung überschritt der Gegner von Guido Neuberger die Bedenkzeit, was Partieverlust und den Mannschaftssieg für Glarus bedeutete. Die Niederlage von Niko Pogan am Brett 4 war dann aus Sicht von Tribschen nur noch Resultatkosmetik.
Mit diesem Sieg geht Glarus 1 als Leader vor den Mannschaftspunkt-gleichen ehemaligen NLA-Teams von Nimzowitsch Zürich und Bodan Kreuzlingen in das finale Doppelrundenwochenende am 30. September und 1. Oktober. Dank der besseren Einzelpunktewertung haben es die Glarner in den eigenen Händen bzw. Gedanken, den Gruppensieg in der NLB-Ostgruppe und damit verbunden den Aufstieg in die NLA in der 100-Jahr-Jubiläumssaison zu schaffen.
Glarus 1 - Tribschen 1 5 : 3
FM Ufuk Tuncer (2370) - FM Kevin Cremer (2289) 1 : 0
Syang Zhou (2260) - IM Davide Arcuti (2395) remis
FM Dmitry Atlas (2237) - FM Jürgen Strauss (2257) remis
FM Niko Pogan (2246) - Lukas Schwander (2241) 0 : 1
Markus Räber (2250) - Lubomir Kovac (2227) 1 : 0
Laszlo Horvath (2191) -Daniel Lustenberger (2231) 0 : 1
Guido Neuberger (2197) - Nicolas Küng (2102) 1 : 0
Philipp Lins (2140) - Olaf Nazarenus (2100) 1 : 0
Rangliste nach 7 Runden:
1. Glarus 1 11 / 36.0
2. Nimzowitsch 1 11 / 32.0
3. Bodan 1 11 / 31.5
4. Tribschen 1 10 / 32.5
5. Winterthur 1 7 / 29.5
6. Wettswil 1 6 / 28.0
7. Olten 1 6 / 26.5
8. Uzwil 1 4 / 25.5
9. Gligoric 1 4 / 22.0
10. Lenzburg 1 0 / 16.5
Glarus 1 beendet damit nach dem 3. Rang in der Aufstiegssaison die 2. NLB-Saison auf dem hervorragenden 2. Tabellenrang. Auf dem Papier als 4.- bis 5.-stärkste Mannschaft gestartet konnten die Glarner vor allem gegen die direkten Konkurrenten um die vorderen Tabellenränge zu Beginn der Saison punkten. Der Dominator der Saison 2022 Mendrisio steigt nun auf. Mal sehen, wie die Konkurrenz im Jahr 2023 aufgestellt sein wird. Glarus hat aber die Ambitionen, auch 2023 an der Tabellenspitze in der NLB mitzumischen.
Schlussrangliste:
1. Mendrisio 18/54.5 (1.5-6.5-Niederlage)
2. Glarus 12/39.5
3. Tribschen 11/42 (4:4-Unentschieden)
4. Bodan 11/40.5 (5.3-Sieg)
5. Olten 8/35.5 (4.5:3.5-Sieg)
6. Winterthur 8/34 (5:3-Sieg)
7. Gligoric 8/28.5 (3:5-Niederlage)
8. Lenzburg 6/29 (6:2-Sieg)
9. St. Gallen 5/30 (4:4-Unentschieden)
10. Wollishofen 3/26.5 (6.5-1.5-Sieg)
Die stärksten Spieler in der NLB-Ostgruppe:
Die Einzelresultate der Glarner Spieler:
FM Ufuk Tuncer: 6 Punkte aus 9 Partien
Guido Neuberger: 5 Punkte aus 9 Partien
FM Dmitry Atlas: 4.5 Punkte aus 6 Partien
Fabian Ferster: 4 Punkte aus 4 Partien
Syang Zhou: 3.5 Punkte aus 4 Partien
Martin Dürst: 3.5 Punkte aus 5 Partien
FM Niko Pogan: 3 Punkte aus 7 Partien
Philipp Lins: 2.5 Punkte aus 3 Partien
Oswald Bürgi: 2 Punkte aus 8 Partien
Peter Stöckli: 1.5 Punkte aus 3 Partien
Laszlo Horvath: 1 Punkt aus 1 Partie
Olga Kurapova: 1 Punkt aus 2 Partien
Volker Horn: 0.5 Punkte aus 1 Partie
Jan Selinga: 0.5 Punkte aus 5 Partien
Rolf Danz: 0 Punkte aus 4 Partien
Insgesamt standen 27 Siegen, 23 Unentschieden und 21 Niederlagen gegenüber. 1 Partie wurde forfait gewonnen (gegen Wollishofen am Brett 8).
Die erreichten Brettpunkte:
- Brett 1: 7 Punkte (6 Siege, 2 Unentschieden, 1 Niederlage)
- Brett 2: 4.5 Punkte (2 Siege, 5 Unentschieden, 2 Niederlagen)
- Brett 3: 5 Punkte (3 Siege, 4 Unentschieden, 2 Niederlagen)
- Brett 4: 5 Punkte (3 Siege, 4 Unentschieden, 2 Niederlagen)
- Brett 5: 7 Punkte (6 Siege, 2 Unentschieden, 1 Niederlage)
- Brett 6: 3 Punkte (2 Siege, 2 Unentschieden, 5 Niederlagen)
- Brett 7: 5.5 Punkte (4 Siege, 3 Unentschieden, 2 Niederlagen)
- Brett 8: 2.5 Punkte (2 Siege,1 Unentschieden, 6 Niederlagen)
Schlussrangliste NLB Ost
1. Nimzowitsch Zürich 1 16/44 (3 : 5-Niederlage)
2. Mendrisio 14/42.5 (3.5 : 4.5-Niederlage)
3. Glarus 1 10/39
4. Tribschen 1 8/29 (6 : 2-Sieg)
5. Winterthur 2 6/27 (4 : 4-Unentschieden)
6. Gligoric Zürich 1 5/27 (8 : 0-Sieg)
7. St. Gallen 1 5/24 (5.5 : 2.5-Sieg)
8. Wollishofen Zürich 2 4/28 ( 4 : 4-Unentschieden)
9. Réti Zürich 2 3/27.5 (5 : 3-Sieg)
Statistiken
Insgesamt haben die Glarner Spieler 28 Partien gewonnen, 22 mal Unentschieden gespielt und lediglich 14 Partien verloren, d.h. es wurden doppelt so viele Partien gewonnen wie verloren. Die eingesetzten Spieler haben folgende Punkte beigetragen:
FM Ufuk Tuncer: 6 Punkte aus 8 Partien
FM Dmitry Atlas: 5 Punkte aus 7 Partien
IM Fabian Bänziger: 4.5 Punkte aus 6 Partien
Dario Bischofberger: 4 Punkte aus 5 Partien
Guido Neuberger: 4 Punkte aus 7 Partien
FM Niko Pogan: 3.5 Punkte aus 7 Partien
Oswald Bürgi: 3 Punkte aus 5 Partien
Fabian Ferster: 3 Punkte aus 5 Partien
Martin Dürst: 2.5 Punkte aus 7 Partien
Laszlo Horvath: 1 Punkt aus 1 Partie
Christian Binggeli: 1 Punkt aus 1 Partie
Olga Kurapova: 1 Punkt aus 4 Partien
Jan Selinga: 0.5 Punkte aus 1 Partie
Verteilt nach Brettern war die Ausbeute vor allem an den Spitzenbrettern sehr hoch (jeweils 8 Partien):
Brett 1: 6 Punkte (4 Siege, 4 Remis)
Brett 2: 6 Punkte (4 Siege, 4 Remis)
Brett 3: 4.5 Punkte (3 Siege, 3 Remis, 2 Niederlagen)
Brett 4: 5 Punkte (3 Siege, 4 Remis, 1 Niederlage)
Brett 5: 5.5 Punkte (4 Siege, 3 Remis, 1 Niederlage)
Brett 6: 4 Punkte (3 Siege, 2 Remis, 3 Niederlagen)
Brett 7: 5 Punkte (4 Siege, 2 Remis, 2 Niederlagen)
Brett 8: 3 Punkte (3 Siege, 5 Niederlagen)
Die beiden Spitzenbretter sind ohne Niederlage durchgekommen, obschon sie gegen 2 Grossmeister (Godena, Luther), 3 internationale Meister (Florescu, Aranovitch, Novkovic) und 2 FIDE-Meister (Aeschbach, Bichsel) antreten mussten. Ein Highlight war sicherlich der Sieg von Fabian Bänziger gegen GM Godena.
Glarus trat jeweils mit einem FZ-Durchschnitt zwischen 2120 (1. Runde gegen Tribschen) und 2216 (Runden 6 und 7 gegen Gligoric und Réti) an. Die Gegnerwertungen lagen zwischen 2092 (Réti) und 2312 (Mendrisio). 4 Mal trat Glarus mit einer stärkeren Mannschaft an (2 Siege, 1 Remis, 1 Niederlage gegen Aufsteiger Nimzowitsch), 3 Mal waren die Gegner stärker besetzt (1 Sieg, 1 Remis, 1 Niederlage). Dazu kommt der Forfait-Sieg gegen Gligoric, wo Glarus sicherlich Favorit gewesen wäre.